Byeong-Mo Gu „Frau mit Messer“
übersetzt von Wibke Kuhn
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Inhalt:
„Wieviel James Bond steckt in einer Frau Anfang sechzig?
Als Auftragsmörderin ist es Hornclaw nur recht, dass sie chronisch übersehen und unterschätzt wird. Mit jeder Stunde scheint sie unsichtbarer zu werden, und niemand ahnt, dass sie ein Messer hat, mit dem sie umzugehen weiß. Seit 40 Jahren tötet sie eiskalt im Auftrag anderer. Immer ist sie entkommen. Doch das Altern lässt sie ein wenig softer werden. Plötzlich gibt es Menschen, die sie schützenswert findet, und das, nachdem sie genau das ihr Leben lang vermieden hat. Und kaum ist das Visier unten, nehmen ihre Verfolger ihre Spur auf.“ (Quelle)
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Meine Meinung:
Ich bin tatsächlich über das Buch gestolpert. Das Cover und der Titel haben mich regelrecht angezogen. Die Frau auf dem Cover hat kein Gesicht – laut Titel aber wohl ein Messer. Ich wollte zu gerne wissen, was es mit dieser Frau auf sich hat.
Ich habe noch nie ein Buch einer koreanischen Autorin gelesen und kannte demnach auch keine „Eigenheiten“ oder typische Gestaltungsmerkmale.
Hornclaws Geschichte startet umgehend und ich war einerseits sehr angetan von der ersten Begegnung mit ihr und ihrem Können und andererseits hat es mich doch sehr erschrocken. Das Auftragsmördergeschäft wird hier ein wenig so beschrieben, als würde man beim Metzger um die Ecke ein Stück Fleisch auswählen. Es scheint eine Menge dieser Auftragsmörder zu geben: Angebot und Nachfrage -ein einträgliches Geschäft.
Sie tötet eiskalt und ohne Nachfragen und zu Beginn erschien mir die Handlung ein wenig schwierig bzw. langatmig. Ich hatte auch Probleme mit den doch oft sehr langen, verschachtelten Sätzen, die ich teilweise mehrmals lesen musste, da ich am Ende schon den Anfang vergessen hatte.
Trotz der Probleme wollte ich unbedingt wissen, was Hornclaw erwartet, wie es mit ihr weitergeht und wer denn nun die Verfolger sind, von denen in der Inhaltsangabe die Rede ist. Mit dieser Geschichte in der Geschichte kam dann auch Spannung auf.
Sehr gut gelungen ist die Beschreibung der alternden Killerin. Was ihr früher problemlos gelang, ist heute aufgrund von Zipperlein nicht immer einfach oder machbar. Hornclaw war in diesen Momente sehr nahbar und ich hatte den Eindruck, dass sie einfach nur eine nette, ältere Dame sei. Auf der nächsten Seite wurde ich dann aber eines Besseren belehrt.
Das Ende war im Vergleich mit der restlichen Geschichte schon sehr blutig und auch emotional. Ich mochte es, fieberte mit und es bildet einen würdigen Abschluss. Es sind noch nicht alle Fragen abschließend geklärt, so dass ein weiterer Band möglich wäre. Die Geschichte kann aber auch alleine stehen.
Es ist wirklich eine ganz andere Art von Geschichte und ich könnte nicht genau beschreiben, was das Buch bei mir beim Lesen bewirkt hat. Dieses Töten ohne Fragen, Erfüllen eines Auftrags ohne auf die Konsequenzen und Folgen zu achten, empfand ich wirklich mehr als schockierend. Wie vielen Familien so Leid zugefügt wird/wurde…schrecklich. Diese Demonstration von Gewalt und Macht ist schlimm und doch so allgegenwärtig auf dieser Welt. Das macht diese Geschichte unheimlich aktuell.
Auch sehr aktuell und menschlich ist der Wunsch nach Liebe, Geborgenheit, Normalität, Familie. Passt dies aber zu Hornclaws Lebensstil? Darf auch sie all das erfahren?
Lest das Buch – mal eine andere Geschichte, wenn auch nicht gleich interessant bzw. spannend auf allen Seiten.
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Weitere Rezensionen bei Missmesmerized und ???. Bei LovelyBooks 4,1 Sterne bei 38 Bewertungen (Stand 06.11.2022)