Leonie Schöler
„Beklaute Frauen:
Denkerinnen, Forscherinnen, Pionierinnen:
Die unsichtbaren Heldinnen der Geschichte“
Inhalt:
„Wie Frauen Geschichte schrieben – und Männer dafür den Ruhm bekamen
Muse, Sekretärin, Ehefrau – es gibt viele Bezeichnungen für Frauen, deren Einfluss aus der Geschichte radiert wurde. Für deren Leistungen Männer die Auszeichnungen und den Beifall bekamen: Wissenschaftlerinnen, deren Errungenschaften, im Gegensatz zu denen ihrer männlichen Kollegen, nicht anerkannt wurden. Autorinnen, die sich hinter männlichen Pseudonymen versteckten. Oder Künstlerinnen, die im Schatten ihrer Ehemänner in Vergessenheit geraten sind. Lebendig und unterhaltsam erzählt die Historikerin Leonie Schöler ihre Geschichten, sie zeigt, wer die Frauen sind, die unsere Gesellschaft bis heute wirklich vorangebracht haben. Und sie verdeutlicht, wie wichtig die Diskussion um Teilhabe und Sichtbarkeit ist. Dabei wird klar: Hinter jedem erfolgreichen Mann steht ein System, das ihn bestärkt; vor allen anderen steht ein System, das sie aufhält.
Mit zahlreichen Abbildungen und Infokästen“ (Quelle)
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Meine Meinung:
Das vorliegende Buch reiht sich hier auf dem Blog zu den folgenden Büchern ein, die thematisch ähnlich waren:
Die Fernsehfrauen – Die Formel der Hoffnung – Männer töten – Eine Frage der Chemie
Alles Bücher, die inklusive des hier „angepriesenen“, zeigen, wie viele Frauen den Ruhm, der ihnen zugestanden hätte, nicht erhalten haben. Auch nicht ein paar Jahre später.
Ich habe mich immer schon im Geschichtsunterricht in der Schule gefragt, warum in den ganzen Berichten und Aufzeichnungen immer nur Männer genannt und vorgehoben werden. Auf meine Nachfrage kam immer die Antwort: Das war halt so. Männer haben alles erfunden, die Ideen beigesteuert, die Ideen umgesetzt und alles alleine geschafft. Aber sicher! 🙁
Mittlerweile weiß man von so vielen Frauen, die ihre Männer unterstützt haben, ihnen Tipps gegeben haben, Ideen eingebracht, ganze Forschungen vorangetrieben haben, Frauen, die bahnbrechende Ideen hatten, denen die Idee von Männern geklaut wurde. Man hat Frauen solche Ideen gar nicht zugetraut, meinte, das weibliche Gehirn wäre zu solch schwierigen Überlegungen gar nicht in der Lage. Einfach lächerlich! Man muss wirklich dankbar sein, dass die Wissenschaft und die Geschichte das Gegenteil bewiesen haben und noch beweisen, da die diskriminierenden Denkmuster leider immer noch in der Gesellschaft zu finden sind.
Das Buch hat mich in vielerlei Hinsicht beeindruckt, da es nicht einfach nur „beklaute“ Frauen aufzählt und deren Geschichte erzählt, sondern ihre Geschichten auch in die Geschichte einbettet, viele Informationen zu der damaligen Zeit bereithält, zusätzliche Details beschreibt und das Ganze durch viele Bilder bzw. Abbildungen unterstützt.
Das Buch besteht aus 6 Kapiteln:
- (K)eine Bürgerin
- Endstation: Ehe
- Künstler wird mit er geschrieben
- Ohne Auszeichnung
- Widerstand
- Vergessen und ausgelöscht
Das Buch zeigt Beispiele für Rassismus, Ableismus, Sexismus und spricht dabei unter anderem z.B. auch den Gender Pay Gap an. Es wäre so wichtig, dass das Buch viel mehr Aufmerksamkeit bekommt, dass wenigstens Ausschnitte daraus im geschichtlichen Unterricht oder auch in anderen Unterrichtsfächern (Kunst, Ethik, Naturwissenschaften) Aufnahme findet. Es kann nicht sein, dass die Geschichtsbücher immer noch von Männernamen dominiert werden.
Das Buch sorgt dafür, dass diese vergessenen und beklauten Frauen noch ein wenig ins Rampenlicht gerückt werden. Viel zu spät, aber wenigstens im Nachgang.
Vielleicht mag der ein oder andere von euch auch mal in dieses Buch reinlesen? Ich habe mir vorgenommen, das Buch erneut zu lesen und mir die Namen beim Lesen auf- bzw. rauszuschreiben. Denn – das ist leider so – ich habe schon wieder einige der Frauennamen vergessen. Ich möchte sie mir aber merken.
Kommen wir zu einem kleinen „Aber“: Das Buch ist definitiv keine einfache Kost. Ich konnte das Buch nicht müde lesen, sondern musste im Vollbesitz meiner Kräfte und Konzentration sein. Außerdem kam für mein Verständnis die Autorin an einigen Stellen mit einem erhobenen Zeigefinger daher und ich fühlte mich, als würde mir mit der Keule eine übergebraten. Ja, die Themen der Gleichberechtigung sind wirklich wichtig, aber mit etwas mehr Humor und weniger überzeugendem Eifer hätte ich mich an einigen Stellen wohler gefühlt.
Ein absolut wichtiges Buch, aber kein Wohlfühlbuch. [usr=4].
Weitere Rezensionen bei Booknerds (15/15) und bei Die Bücherweltenbummlerin (spannend/erschütternd). Bei Sachbuch – Couch.de habe ich einen Kommentar gefunden, der ebenfalls einen „erzieherischen Charakter“ im Buch gefunden hat.