[Rezension] Roman/Suizid bei Jugendlichen *** Schäuble: Alle Farben grau *** emotional, aufwühlend, ehrlich…

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HC, 272 Seiten, 15 Uhr, ET: 30.08.2023
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Inhalt:

„Paul ist sechzehn und war schon immer ein bisschen eigen: Er lernt Japanisch und hört Musik, die keiner in seinem Alter kennt. Er ist unheimlich schlau und könnte alles erreichen, wären da nicht seine Ängste und Abgründe. Über die spricht er lange nicht, erst in der Jugendpsychiatrie. Dort lernt er die junge Alina kennen, die seine Liebe zu Katzen teilt und ihn Jesus nennt. Nach der Zeit dort kehrt er zurück in sein normales Leben, und alle haben riesige Hoffnung. Außer einem, der sich längst verabschiedet.

  • Nach einer wahren Geschichte: aufrüttelnd und tragisch
  • Hochaktuell und relevant: Psychische Erkrankungen bei Jugendlichen nehmen seit Jahren dramatisch zu“ (Quelle)

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Meine Meinung:

Ich bin seit 2002 Lehrerin: erst an einer Hauptschule, dann an einer regionalen Schule, an einer Realschule plus und jetzt an einer Gesamtschule. In diesen 20 Jahren sind die psychischen Erkrankungen bei den Kindern bzw. Jugendlichen immer mehr geworden. Woran das liegt, ist sehr schwierig zu benennen. Gibt es überhaupt jemanden, der die Gründe nennen kann?

Vielleicht liegt es an der immer stärkeren Nutzung des Handy oder des Tablets schon im Kleinkindalter, die oft fragwürdigen Inhalte, die über die verschiedenen Social Media Kanäle vermittelt werden, die vielen gefaketen Fotos, die ein komplett falsches Bild über das Aussehen der InfluencerInnen geben, die dann bei den Kids ein schlechtes Körpergefühl erzeugen? Liegt es vielleicht daran, dass einige Eltern nicht mehr so viel Zeit mit ihren Kindern verbringen, dass weniger gelesen, weniger gespielt (Brettspiele) wird? Liegt es daran, dass man Kinder und Jugendliche teilweise viele Entscheidungen selbst treffen lässt und die Kinder und Jugendlichen sich eher eine engere Führung wünschen  würden? 

Oder liegt es am möglichen Mobbing – in der Schule, im Internet – Mobbing, das 24 Stunden stattfindet/stattfinden kann, da das Internet nie schläft?

Ganz schwierig, hier eine Antwort zu finden. 

Auf jeden Fall ist es wichtig, über die Probleme zu sprechen, nicht zu schweigen. Psychische Probleme zu verschweigen, ist falsch. Niemand muss sich schämen, wenn er eine Therapie macht, wenn er die Hilfe eines Therapeuten in Anspruch nimmt. 

Aber zum Buch:

Pauls Geschichte ist emotional und absolut aufrüttelnd. Es ist ein absoluter Pageturner, auch wenn ich als Leserin ja schon wusste, wie das Buch endet. Der Leser lernt Paul durch einige Zeitenwechsel gut kennen und erfährt viel aus seinem Leben. Viele Stationen, die dem Leser Pauls Familie näherbringt, seine wenigen Freude vorstellt, seine Zeit in Japan beleuchtet und noch einige kleinere Begebenheiten mehr aufzählt.  

Ich habe wirklich mit Paul mitgefiebert und auch mitgelitten. Vor allem die Beschreibungen über Pauls Zeit in der Psychiatrie finde ich absolut überzeugend und diese Szenen haben mich besonders berührt. 

Gott sei Dank hat der Autor ein Händchen dafür, der Geschichte immer wieder durch den Schreibstil eine gewisse Leichtigkeit zu geben. Immer wieder gibt es amüsante Momente und Situationen und selbst über Suizid werden Witze gemacht (von den Jugendlichen selbst). Aber das ist passender schwarzer Humor. 

Ich habe das Buch wirklich gerne gelesen, auch wenn ich immer noch damit hadere, dass weder Eltern und Lehrer bemerkt haben, was Paul „fehlt“. Die Diagnose war keine Überraschung und ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass kein Lehrer Pauls Eltern mit einem Verdacht angesprochen hat. Das mag aber auch an meinen Erfahrungswerten liegen, die ich bereits „auf dem Buckel“ habe. 

Ich bin froh, das Buch gelesen zu haben. Das Ende, vor allem die Berichte von Pauls Eltern, haben mich sehr berührt. Es ist und bleibt ein sehr aufwühlendes und trauriges Thema – dabei aber auch wichtig und leider sehr aktuell. 

Wichtig ist auch die Message des Buches: Geht es dir nicht gut, spricht es an, hole dir Hilfe. Es gibt viele Nummern und Anlaufstellen, die helfen können und wollen. Bleibe mit deinen Sorgen und Ängsten nicht alleine. Benenne Mobbing und andere Probleme. Sei ehrlich, lass dir helfen! Das Leben ist trotz allem lebenswert, auch wenn es oft nicht leicht/einfach ist. 

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