Urs Zingg „Haus der Engel“
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Inhalt:
„Colin Mackenzie, einst jüngster und brillantester Detective Inspector der Kriminalpolizei Edinburgh, findet sich nach einem tragischen Schicksalsschlag am tiefsten Punkt seines Lebens wieder. Als einfacher Streifenpolizist in Falmouth, Cornwall, muss er wieder ganz unten beginnen.
Dann wird eine Frauenleiche an die raue Küste gespült. Ihr Körper weist ein meisterhaft gestochenes Vogel-Tattoo auf der Brust auf. Was zunächst wie ein tragischer Unfall erscheint, entpuppt sich rasch als der düstere Auftakt zu einer Serie von grausamen Morden. Die Wurzeln dieses Albtraums reichen tief in längst vergangenen Zeiten zurück, und drohen, Colin in einen Abgrund aus Ohnmacht und tödlicher Gefahr zu ziehen …“ (Quelle)
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Meine Meinung:
Wieder mal ein Buch, das ohne Empfehlung an mir vorbeigegangen wäre. Dabei konnte mich Colins Geschichte wirklich gut unterhalten und vor allem auch fesseln. Ich war gerne mit Colin unterwegs und war gespannt, was hinter allem steckt.
Die Kriminalgeschichte legt großen Wert auf die Charaktere und so war es mir ab Beginn möglich, mit den einzelnen Figuren mitzufiebern bzw. ihnen Sympathie oder auch Antipathie entgegenzubringen.
Der beschriebene Schicksalsschlag wird relativ früh aufgelöst, was ich persönlich sehr begrüßt habe. Ich kann es nicht leiden, wenn die ganzen 300 Seiten um eine Auflösung eines Geheimnisses kreisen und die Mordermittlung dadurch in den Hintergrund rückt. Colin ist auf jeden Fall ein Sympathieträger, auch wenn ich sein Verhalten in Bezug auf seine Familie anfangs nicht nachvollziehen konnte. Aber er entwickelt sich und zeigt im Laufe der Geschichte auch andere Seiten.
Die Geschichte selbst ist spannend und dabei auch sehr emotional und erschreckend. Der Täter/die Täterin kommt während der Geschichte auch zu Wort. Ich persönlich mag diese Art des Erzählens sehr gerne, wenn dies auch dazu führte, dass ich recht zügig „wusste“, wer hinter dem Ganzen steckt. Aber es geht ja letztendlich um die gesamte Auflösung bzw. Geschichte. Der Autor schafft es, der Geschichte mit neuen Wendungen immer wieder ein wenig Pfiff zu verleihen, sodass ein Dranbleiben überhaupt kein Problem war.
Gestört hat mich, dass es in dem Buch kein einziges „ß“ gibt – alle Wörter, die ein ß benötigt hätten, werden mit ss geschrieben. Das ist orthografisch nicht nur falsch, sondern führt manchmal, wie z.B. bei dem Ausdruck „Busse tun“ statt „Buße tun“ zu Verständnisproblemen. (Edit: Ich habe mich mit dem Autor ausgetauscht, der mir berichtete, dass es das „scharfe s“ in der Schweiz und in Lichtenstein schon seit Jahren nicht mehr gibt. Wenn man das weiß, kann man es besser „überlesen“!)
Die enthaltene Liebesgeschichte empfand ich als angenehm, aber auch als zu schnell. Dadurch ist bei mir „das Prickeln“ ausgeblieben.
Ich stehe ja auf Humor in Büchern, selbst in den traurigsten Geschichten. Es gibt Szenen, die sicherlich in die richtige Richtung gingen, für meine Vorliebe könnte es noch ein wenig mehr sein.
Am Ende avanciert Colin ein wenig zu Mr. Perfect oder Kleinsuperman, wenn ihr versteht, was ich meine. Etwas zu glatt läuft der Showdown für mein Verständnis, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Fazit: Ein wirklich gutes, spannendes, erschreckendes und mitreißendes Buch, das mich auf jeden Fall überzeugen konnte. Ich würde gerne erneut mit Colin auf Verbrecherjagd gehen.
4 Sterne = sehr lesenswert
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Weitere Rezensionen bei ??? (gerne her mit dem Link!) – 5 Sterne bei 2 Bewertungen bei LovelyBooks (Stand 06.06.2024)