Lynn Cullen „Die Formel der Hoffnung“
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Inhalt:
„Sie wollte Leben retten – und veränderte die Welt
Vanderbilt-Hospital, Nashville 1940: Dr. Dorothy Millicent Horstmann fällt auf unter den Ärzten der Klinik. Sie ist 1,85 m groß. Und sie ist eine Frau – meistens die einzige im Raum. Dorothy hat Großes vor: Sie will die Kinderlähmung bezwingen, die so viel Leid im ganzen Land verursacht. Zu viele Patienten hat sie in der Eisernen Lunge um Luft ringen und sterben sehen. Dorothy kennt nur ein Ziel: das Polio-Virus auszulöschen, durch Heilung oder einen Impfstoff. Die berühmten Forscher in ihrem Umfeld zweifeln an ihrer These zur Ausbreitung des Virus im Körper, aber sie wird ihnen beweisen, dass sie recht hat – um jeden Preis.
Im Rennen gegen die Zeit wird sie zur Pionierin, die ihr privates Glück und ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt.“ (Quelle)
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Meine Meinung:
Ich habe mich immer schon im Geschichtsunterricht in der Schule gefragt, warum in den ganzen Berichten und Aufzeichnungen immer nur Männer genannt und vorgehoben werden. Auf meine Nachfrage kam immer die Antwort: Das war halt so. Männer haben alles erfunden, die Ideen beigesteuert, die Ideen umgesetzt und alles alleine geschafft. Um mal Atze Schröder zu zitieren: „Ja nee, is klar!“
Mittlerweile weiß man von so vielen Frauen, die ihre Männer unterstützt haben, ihnen Tipps gegeben haben, Ideen eingebracht, ganze Forschungen vorangetrieben haben, Frauen, die bahnbrechende Ideen hatten, denen die Idee von Männern geklaut wurde, da man Frauen eine solche gar nicht zugetraut hat.
Das vorliegende Buch beruht auf einer wahren Geschichte – ist aber trotzdem keine Biografie, sondern fiktional.
Das Buch hat mich in vielerlei Hinsicht beeindruckt:
-Es zeigt, wie viele Frauen im Hintergrund die Fäden hielten, alles am Laufen hielten, die letzte und wichtigste Idee beisteuerten, ohne bemerkt zu werden;
-Es zeigt, wie viel Mühe in solch einem Kampf gegen eine Krankheit steckt und zeigt dabei auf, wie viele Entbehrungen die Wissenschaftler, aber auch die Familienangehörige erdulden mussten.
-Es zeigt, wie stark Frauen, wie Dr. Horstmann seien mussten, um in der Männerwelt zu bestehen, um nicht doch noch den Kopf in den Sand zu stecken, um die ganzen völlig sinnlosen und sexistischen Kommentare und Sprüche zu überstehen und um nicht letzten Endes doch zusammenzubrechen und zu kapitulieren.
-Es zeigt außerdem, wie viele Menschen (und auch Tiere) an der Entwicklung eines Impfstoffes mitwirken und wie wenige dafür dann den Ruhm einheimsen.
Was mich zudem enorm mitgenommen und auch schockiert hat, war, wie viele Menschen/Eltern so verzweifelt waren, deren Angst vor Polio so groß war, dass sie sich oder auch ihre Kinder mit nicht getesteten Impfstoffen behandeln ließen, nur um den Kampf gegen diese Krankheit zu unterstützen. Absolut krass. Das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich wusste aber auch nicht um die Massen an Kindern, die damals erkrankt sind und teilweise verstarben oder Behinderungen zurückbehielten.
Die Autorin schaffte es, dass ich nicht mehr wusste, wen ich mehr bemitleiden soll: die kranken Kinder, die Eltern der kranken Kinder oder aber auch die Affen/Versuchstiere, die für den medizinischen Fortschritt leiden mussten. Eine grauenhafte Vorstellung, dass Polio richtige Epidemien auslöste und Kinder nicht draußen spielen konnten, da man nicht wusste, wie man sich ansteckt, wie das Virus sich im Körper verbreitet und wie man sich schützen kann.
Ein absolut tolles Buch, das mitunter kleinere Längen aufweist, aber es sind ja auch einige Jahre (über 20 Jahre!) zu überbrücken. Dabei bekam ich als Leser Zugang zu sehr vielen Informationen über die damalige Zeit, über geschichtliche Einzelheiten, über die Rolle der Frau, über medizinische Meilensteine und Erfindungen, über sehr viele weitere Menschen, die eine Rolle in der Entstehung des Polio-Impfstoffes gespielt haben.
Richtig toll! Auch als Hörbuch sehr gut hörbar. Hier fehlt aber leider die überaus wichtige und sympathische Danksagung! Am Ende des Buches findet sich zudem ein Personenregister, das ich auch sehr gut fand. Ein toller Abschluss. Ein „Auf Wiedersehen“ mit den ganzen Charakteren.
Sehr empfehlenswert und auf jeden Fall [usr=5] wert!
Weitere Rezensionen bei Buchsichten (Empfehlung), bei Emmas Bücherecke (richtig gut) und bei Claudias Bücherhöhle (leider nicht so überzeugend wie gedacht).
[…] gerne solche Bücher liest oder an diesen interessiert ist, dem seien z.B. „Die Formel der Hoffnung“ oder „Eine Frage der Chemie“ ans Herz gelegt. In diese Richtung reiht sich […]