Peter Huth „Der Honigmann“
Inhalt:
„Ein Vorort wie aus dem Bilderbuch – doch was machen Vorzeigebürger*innen, wenn ihre hübsche Fassade bröckelt?
In Peter Huths Roman ist ein Vorort von Berlin die perfekte heile Welt für Mittelschicht-Familien – bis ein unheilvolles Gerücht die Runde macht …
Für Fine und Tim ist das malerische Fischbach vor den Toren der Großstadt das Familienparadies, von dem sie geträumt haben. Unter den anderen Eigenheimbesitzern finden sie schnell Freunde für sich und ihre Tochter. Als ein älterer Herr einen kleinen Laden für Honig, Tee und Deko eröffnet, scheint er das letzte Mosaiksteinchen im Idyll zu sein: Immer hat er ein offenes Ohr für die Mütter und einen Kakao für die Kinder.
Jeder in Fischbach liebt den Honigmann – bis ein schockierendes Gerücht über seine Vergangenheit die Runde macht. Plötzlich steht alles, das so sicher schien, zur Disposition: Freundschaften, Beziehungen, Wohlstand. Wie weit wird Fine gehen, um ihre Vorortidylle zu beschützen?
So klug wie Dörte Hansen und so aktuell wie Juli Zeh: So sollte Gegenwartsliteratur sein.
Der Journalist und Autor Peter Huth liefert Gesellschaftskritik und kluge deutsche Literatur in einem. Der Roman »Der Honigmann« erzählt pointiert von den Ängsten der Mittelschicht und dem Kampf um ihre scheinbar heile Welt.“ (Quelle)
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Meine Meinung:
Ein Buch, das ich fast übersehen hätte, denn das Cover wirkt so ruhig, so harmonisch, fast ein bisschen unscheinbar. Auf den zweiten Blick hat es aber auch etwas Geheimnisvolles, was, wenn man den Klappentext liest, wahrscheinlich beabsichtigt ist.
Ich bin von dem Buch sehr überrascht worden, im positiven Sinne. Denn es war tatsächlich ab der ersten Seite spannend und sehr eingängig, wovon ich ehrlich gesagt vorher nicht ausgegangen bin.
Die Geschichte ließ von Beginn an Bilder in meinem Kopf entstehen, sodass ich mir den Honigmann, seinen Laden und die ganze gesittete Kleinstadt hervorragend vorstellen konnte. Da ich beim Autofahren und auch beim Einkaufen das passende Hörbuch gehrt habe, wurden auch beim späteren Lesen wieder die Stimmen lebendig. Ich liebe diese Lesen-und-Hören-Kombination!
Der Autor schafft es in gekonnter Weise eine Kleinstadt mit ihren perfekten, gut erzogenen, wunschlos glücklichen Menschen darzustellen – die dann aber doch alle ihr geheimes Päckchen zu tragen haben, wenn man näher hinguckt oder eben etwas die Kleinstadtidylle stört.
Die Geschichte zeigt sehr gut,
- wie unterschiedlich Menschen sind;
- wie eingeschränkt manch einer trotz seiner Intelligenz ist, wenn es um Weitsicht geht bzw. um die Vorstellung, was eine bestimmte Handlung für Reaktionen hervorrufen kann;
- was Social Media für einen ungeheuren Einfluss auf die Menschen hat;
- dass verschiedene Dinge nicht aufgehalten werden können, sind sie bereits in Fahrt;
- dass alles ins Gegenteil umschlagen kann, auch wenn man etwas anderes erreichen wollte;
- wie wankelmütig Menschen sind.
Auch wenn ich immer noch über das Ende nachdenke, da für mich nicht alle Fragen beantwortet wurden, ein wirklich gutes Buch, für das ich eine Leseempfehlung ausspreche. Vor allem, wenn man mal wieder ein Buch lesen möchte, dass überrascht und spannend ist, ohne ein Krimi oder ein Thriller zu sein.
Ich bin sicher, dass jeder sich beim Lesen fragt: „Wie würde ich reagieren?/Wie hätte ich reagiert?“
4,5 Sterne
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Weitere Rezensionen z.B. bei Dachshundmamas Bookworld (gelungenes Buch) und bei Anja liest (unbedingt lesen).
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Für die Hörbuchfans: