Bonnie Garmus „Eine Frage der Chemie“
***********
Inhalt:
„Elizabeth Zott ist eine Frau mit dem unverkennbaren Auftreten eines Menschen, der nicht durchschnittlich ist und es nie sein wird. Doch es ist 1961, und die Frauen tragen Hemdblusenkleider und treten Gartenvereinen bei. Niemand traut ihnen zu, Chemikerin zu werden. Außer Calvin Evans, dem einsamen, brillanten Nobelpreiskandidaten, der sich ausgerechnet in Elizabeths Verstand verliebt. Aber auch 1961 geht das Leben eigene Wege. Und so findet sich eine alleinerziehende Elizabeth Zott bald in der TV-Show „Essen um sechs“ wieder. Doch für sie ist Kochen Chemie. Und Chemie bedeutet Veränderung der Zustände …“ (Quelle)
***********
Meine Kurz-Meinung:
Ich habe das Buch von meinem Kollegen zum Lesen bekommen und als ich das Cover sah, war mein erster Eindruck, dass das KEIN Buch für mich ist. Wie langweilig ist das Cover denn bitte? Ich habe erstmal das Buch gegoogelt und dabei ganz andere, bunte und sehr ansprechende Cover dieses Buches in anderen Ländern gefunden. Cover, die mir das Buch sofort sympathisch machten, sodass ich entschied, dem Buch doch eine Chance zu geben.
Das Buch und ich – unsere Beziehung kann man getrost als eine Hassliebe bezeichnen. Einerseits klebte ich an den Seiten, andererseits empfand ich vieles als zu viel, zu konstruiert, zu unrealistisch.
Elizabeth Zott und ich wurden keine richtigen Freundinnen. Sie ist mutig, ihre Ideen zu dieser Zeit bahnbrechend und richtig, aber sie war und blieb bis zum Ende für mich unnahbar. Ich hätte von ihr zwischendurch immer mal wieder auch einen Schritt auf die Menschen zu und nicht immer immer weg von ihnen erwartet.
Die Halbsieben-Geschichte (ein sprechender, hochbegabter, sich einmischender Hund) war ebenso sehr verwunderlich wie auch eine gelungene Auflockerung des doch emotionalen Themas. Warum aber muss Halbsieben so perfekt sein, so intelligent, so unrealistisch menschlich?
Mad, Elizabeths Tochter, ist nicht nur hochbegabt, nein, sie ist hochhochhochbegabt. Diesen Erzählstrang empfand ich mit Abstand am unrealistischsten. Wäre es nicht einfach möglich gewesen, sie nicht schon als 4 Jährige einzubinden, sondern etwas später. Dann kann sie immer noch eine sehr intelligente und auch talentierte 8-10 Jährige sein und die Geschichte mitbestimmen.
Was macht man jetzt mit einem solchen Buch? Auch wenn mich Elizabeth an vielen Stellen verzweifeln ließ, war ich doch in ihrer Geschichte gefangen und habe während des Autofahrens extra das Hörbuch gehört, da ich unbedingt wissen wollte, was ihr weiterhin widerfährt. Die Sprecherin Luise Helm liest fantastisch. Genau richtig und passend – aufgebracht, emotional, reserviert, nachdenklich, ….
Ich habe angefangen, beim Lesen bestimmte Charaktere zu hassen und andere zu lieben, ich habe gehofft, habe gezweifelt und war an einigen Stellen regelrecht verzweifelt. An einer Stelle habe ich auch zwei Tränchen geweint. Gelacht habe ich sehr wenig, eher nachgedacht und mich innerlich an den bestehenden Diskussionen beteiligt. Das Ende konnte mich sehr zufriedenstellen, wenn ich auch dieses ein wenig zu konstruiert finde, aber mein „Frauenherz“ jubelte.
Auch wenn ich einiges zu meckern habe/hatte, weiß ich doch, dass Bonnie Garmus eine Geschichte geschrieben hat, die mir noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird. Das Buch sucht sicherlich in dieser Mischung seinesgleichen.
[usr=4]
Weitere Rezensionen bei Literaturcafe (amüsant, aber manipulativ), bei Booknerds (11/15) und bei LovelyBooks (4,5 Sterne bei 330 Bewertungen, Stand 23.04.2023).